Spruch des Tages:

  • Leben. Eine Zumutung! Aber muss ja.

Sonntag, 26. Februar 2012

Samstag, 25. Februar 2012



Tag 5

Wie dekadent. Ich bin bis neun Uhr im Bett geblieben und hab auf’s Frühstück gepfiffen. Stattdessen bin ich bei schönstem Wetter durch den Kurpark Richtung Dorf marschiert. Schnurstracks in die nächste Apotheke um eine Packung Aspirin zu holen. Der Hals tut immer noch weh und die Nebenhöhlen entwickeln ein bedenkliches Eigenleben.

Außerdem musste ich das verpasste Frühstück irgendwie ausgleichen, in diesem Fall mit einer Brezel. Danach habe ich mich - ganz Kurgast – auf ne Parkbank gepflanzt und den Schwänen dabei zugesehen, wie sie übers Eis gerutscht sind.

Heute bin ich irgendwie antriebslos. Vielleicht auch durch die Erkältung, ich fühle mich matt und ohne Kraft. Jedenfalls würde es mir überhaupt nichts ausmachen, mich sofort wieder ins Bett zu verkriechen und gar nichts mehr zu machen. Ich mag auch niemanden sehen. Heiko hat gesagt, ich soll die Dinge hier annehmen, mich einfach fallen lassen und darauf vertrauen, dass das schon alles seine Richtigkeit hat und gut wird. Tatsächlich denke ich über gar nichts nach. Ich habe das Gefühl in meinem Kopf herrscht gähnende Leere. Die Therapeutin gestern war ganz begeistert, dass ich so derart entspannt war und loslassen konnte. Ich glaube, es liegt an der totalen Gleichgültigkeit, die ich momentan empfinde. Ist das überhaupt eine Empfindung? Egal. Jedenfalls interessiert mich nichts und niemand. Ich mache keine Pläne für den Tag, sondern lass mich einfach treiben. Ich denke über nichts nach. Einladungen zu gemeinsamen Unternehmungen lehne ich ab. Es kostet mich eine Riesenüberwindung auf den Flur zu gehen, wo alle zusammen sitzen.
Wenn ich meinen Psych richtig verstanden habe, dann findet am Montag die erste Sitzung statt. Höchste Zeit!

Ich habe den Spiegel abgehängt!

Freitag, 24. Februar 2012

Tag 4

24.02.2012

Ich lass es lockerer angehen und stehe mittlerweile erst um halb sieben auf statt um viertel nach sechs. Morgen bin ich vielleicht total mutig und verpenn das Frühstück. Ansonsten habe ich mir die Freck eingefangen. Seit Tagen schon Halsschmerzen und heute dann dicke Augen und eine verstopfte Nase. Jedenfalls fühle ich mich etwas gerädert und ärgere mich, dass ich heute Nachmittag noch diverse Anwendungen habe.

Vielleicht hätte ich mir die gestrige Walkerei in diesem lächerlichen Outfit schenken sollen. Mangels Funktionsjacke bin ich mit Windbreaker und ohne Schal losgestapft. Blöde. Ausgesprochen dämlich!

Ein weiterer Schlag war die Mitteilung in meinem Postfach, dass die Massage ausfällt. Menno, das Einzige, wo ich mich wirklich total drauf gefreut habe. Stattdessen dann Meditationsbewegung mit Gruß in alle Himmelsrichtungen. Das Ganze dauert ne dreiviertel Stunde, in der man (immer schön eingenordet) mit Wechselschritten und Armbewegungen Richtung Nord, Ost, West und Süd grüßt. Beim Süden kommt noch eine tückische Drehung auf einem Bein hinzu. Und falls man möchte, kann man die verschiedenen Atemtechniken pro Himmelsrichtung ebenfalls noch anwenden. Ich bin jedenfalls erst mal froh, dass es mich bei der Drehung nicht von den Füßen haut. Das Atmen schenk ich mir vorerst noch.

So, gerade noch eine Einheit Physio gehabt. Das war toll. Sehr entspannend. Eigentlich habe ich nur auf der Liege gelegen, tief geatmet und mir von der Therapeutin irgendwie den Schultergürtel entkrampfen lassen. Jedenfalls könnte ich nun direkt umfallen und schlafen. Vielleicht mach ich das sogar.

Donnerstag, 23. Februar 2012

Tag 3

fing damit an, dass ich um 8 (in Worten acht!) Uhr zum Jonglieren musste. Soll konzentrationsfördernd sein, habe ich mir sagen lassen. Jedenfalls gipfelte das dann darin, dass ich bei einer der Wurfübungen dieses sandgefüllte Bällchen volle Kanne geworfen und damit einen Patienten schöne Breitseite am Kopf getroffen habe. Er fragte, ob ich mal Handball gespielt hätte. Gottseidank waren's diesmal nur Bälle. Nächstes Mal kommen die Keulen dran ;-)

Über mein Gewicht schweigen wir lieber. Die Waage hier lügt sowieso wie gedruckt. Das kann unmöglich stimmen. Nach dieser hier müsste ich drei Kilo mehr wiegen, als auf meiner zu Hause. Morgen lass ich mich auf Vollwertkost setzen. Das Abendessen wird wohl auch heute ausfallen.. Hoffentlich schlägt sich der Nikotinentzug nicht auf den Hüften nieder *örks*

Heute war ich mal ne halbe Stunde walken. Der Wald hier ist echt schön. Immer auf und ab, wie bei mir zu Hause. Wettertechnisch isses eher durchwachsen. Neblig, windig, aber trocken.

Danach musste ich dann zur NPT = neuropsychologische Therapie. Hier soll die Gehirnleistung (Gedächtnis, Reaktionszeit etc.) getestet werden. Die besagten Räume liegen irgendwo in den Katakomben der Klinik. Allein den Rückweg zu finden ist schon ne mordsmäßige Gedächtnisleistung!

Ich hab der Therapeutin erklärt, dass ich ein chronisches Hasenhirn hätte, mir nichts merken könne und an Wortfindungsstörungen leide. Wie's denn mit Mathe, ganz besonders Kopfrechnen wäre, wollte sie wissen. Und hat direkt angefangen mich mit Aufgaben aus dem kleinen Einmaleins zu befragen. Peinlich... Kopfrechnen geht halt gar nicht, hab ich ihr erklärt. Ich könne das sehr wohl, brauche dafür aber ewig viel Zeit. Sie hatte anscheinende Mitleid mit mir und das Thema gewechselt.
Jedenfalls scheint mein Kurzzeitgedächtnis ganz gut zu funktionieren, meine Reaktionszeit liegt im mittleren Durchschnitt. Alles in Allem wären meine Probleme wohl eher stressbedingt, als durch die Krankheit verursacht.

Ach ja - Schwester Petra und ich hatten noch keinen weiteren Kontakt. Vielleicht hat sie extra wegen mir ihre Schichten verlegt oder ihren Jahresurlaub eingereicht. :-)

Mittwoch, 22. Februar 2012

Erholung nicht erwünscht

Heute Morgen um 7 Uhr wiegen und Blutabnehmen! Ich bin schließlich nicht zur Erholung hier, wie ich kaum ein paar Stunden später erfahren durfte. Der Klinikleiter führte beim Begrüßungsgedöns aus: der Unterschied zwischen einer Reha und einer Mutter-Kind-Kur ist der, dass man sich bei letzter erholen soll. Aha.

Den gestrigen Begrüßungsabend vor dem Stationszimmer hab ich boykottiert. Ich war platt, verheult und hab mich ins Bett gelegt. Das hat Schwester Petra offensichtlich nicht gefallen. Sah sie sich doch genötigt, mich anzurufen und deutlich zu machen, dass es schon irgendwie wichtig oder zumindest doch begrüßenswert sei, wenn ich dabei wäre. Ganz gegen meine sonstige Gewohnheit habe ich hingegen klar gemacht, dass ich nicht erscheinen werde.

14:00
Komme soeben von der Ernährungsberatung und hab mir im Kiosk ne Tafel Ritter Sport Marzipan und eine Tüte Erdnüsse kaufen müssen! Vielleicht liegt’s auch am Nikotinentzug. Jedenfalls hatte ich nach dem Vortrag zur gesunden Ernährung das dringende Bedürfnis, was Ungesundes zu essen. Die Schokolade hat das Abendrot nicht erlebt. Die Nüsse allerdings auch nicht. Dafür werde ich dann aufs Abendessen verzichten und 1000m schwimmen. Das klingt nach einem Plan. Die totale Selbstüberlistung. Vielleicht merk ich es nicht ;-)


Und jetzt muss ich fix zum Vortrag für Stressbewältigung. Jede Stunde steht heute was Anderes auf dem Programm. Nur Lauferei und Suchen, wo was ist. Ich könnte ein paar gute Tipps zur Stressbewältigung geben!


19:04: komme aus dem Schwimmbad. Hab meine 1000m - zumindest nach Zeit geschwommen. Keine Ahnung, wie groß oder vielmehr klein das Becken ist. Ich paddel halt meine halbe Stunde und dann geh ich. Das Abendessen habe ich - wie geplant - ausgelassen. *gna*

Mit'm Glas Wasser durch den Kurpark

21.02.2012

So, seit gestern bin ich im beschaulichen Bad Zwesten zur Reha. Mal die Murmel entrümpeln und mich wieder einnorden lassen.

Habe eben eine Runde durch den sogenannten Kurpark gedreht. Ok, wenn man mindestens ein abbes Bein hat, dann ist das vielleicht ne Herausforderung, aber sonst hat das was von ner Runde um den Wingertsweiher :-). Hier sind noch ein paar Waldwege, die ich die Tage noch abklappern will.

Vorhin war ich beim Psychologen (natürlich heulend) und danach beim Stationsarzt. Selbiger hat die Angewohnheit, beim Bericht schreiben in regelmäßigen Abständen "hmhmhmhmhm" zu machen. Urplötzlich dreht er sich auf seinem Stuhl zu mir um und sagt: "Die Brille...."
Pause. Pause. Pause. Dann:" Ist die für die Ferne?". Ich war so erschrocken, dass ich nur nicken konnte. Er schreibt also weiter, immer wieder "hmhmhm" machend :-O.

Ob ich hier richtig bin? Ich hab mir von ihm Jonglieren als Konzentrationstherapie aufschwätzen lassen. Wenn das jetzt schon so los geht, wie soll das nur in den nächsten Tagen weiter gehen? Außerdem hab ich beim imaginären Glühbirnenreinschrauben ein erhebliches motorisches Defizit im linkem Arm bemerken müssen. Ok, man muss eine handelsübliche Glühbirne auch nicht mit 132 U/min reinschrauben. Ich nehm das jetzt mal nicht so tragisch!
Das Wichtigste: ich krieg Massagen! Jetzt hoff ich bloss noch, dass der Masseur vorzeigbar ist :-)

Das Zweitwichtigste: ich habe heute mittag gegen 10 Uhr die letzte Zigarette geraucht und es geht mir immer noch gut. Keine Entzugserscheinungen, kein gar nichts. Ich hoffe, es bleibt dabei.

Heute Abend ist hier so'n Begrüßungsdingens auf'm Flur mit anschließender Hausführung. Ich glaub, ich hab keine Lust dazu. Im Moment könnt ich umfallen und schlafen. Um sieben Uhr bin ich mit Hagen bei Skype verabredet.
Das Blöde ist, hier am Schreibtisch hängt ein Spiegel, d.h. ich seh mein verheultes Gesicht ständig. Habe eben spaßeshalber mal die Gesichtshaut bis zu den Ohren gestrafft. Erschreckend, wieviel Hautüberschuss ich im Gesichte habe! Spiegel gehören im Krankenhaus/Sanatorium definitiv verboten.

Ich mach mal Schluss für heute und überlege, ob ich nachher zum Abendessen gehen soll oder nicht. Morgen früh um sieben ist Wiegen angekündigt! *örks*