Spruch des Tages:

  • Leben. Eine Zumutung! Aber muss ja.

Sonntag, 11. März 2012

Schutzengel

Das Gesicht

Tag 7


(27.02.2012)

Irgendeinen muss ich umbringen. Um 7! Uhr die erste Anwendung. Noch VOR dem Frühstück. Die ham wohl den Knall nicht gehört. Ok, denk ich mir. Willst ja entspannen. Also einfach n bisschen auf der Liege abhängen und dir den Schultergürtel entkrampfen lassen. Das geht nur leider nicht, wenn der Therapeut seine extrem kalten Flossen Richtung Schulterblätter schiebt und sich dort erst mal aufwärmt. War selten so verspannt. Und gerade, als die Hände ne annehmbare Temperatur haben und Frau Müller kurz vorm Wegschnarchen ist, ist die halbe Stunde vorbei.
Das anschließende Frühstück habe ich mir jedenfalls redlich verdient. Danach dann kurze Visite vom Psych, der mir eine Woche Verlängerung angeboten hat. Habe ich dankend abgelehnt. Um 11 dann die neuropsych-Truppe. Mit 7 anderen Hasenhirnen Gedächtnisspielchen machen. Dabei habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich gar nicht so tüdelig bin, wie ich immer denke (jedenfalls nicht, solange keine Zahlen im Test vorkommen). Vielleicht ist die Vergesslichkeit tatsächlich stressbedingt. Auf dem Weg nach oben ist mir dann ein Mann begegnet, bei dem mir fast die Luft weggeblieben ist. Meine Fresse, was für eine Ausstrahlung. Und das trotz Rollstuhl. Ich hab’s beim Mittagessen Tati erzählt und überhaupt nicht daran gedacht, dass er mit uns irgendwo im Speisesaal sitzen muss. Also ist Tati mit mir losgezogen, um sämtliche Tische rum und als ich ihn erspäht hab, bin ich vor lauter Aufregung natürlich total dämlich und teeniemäßig über einen Stuhl gefallen und hab mich mal schön zum Affen gemacht. Ich mit Glühbirne und laut gackernd sind wir Richtung Ausgang getürmt. Das war sooooo lustig. Ich trau mich natürlich nie wieder in diese Ecke des Speisesaals!

Heute hatte ich den ersten Termin beim Psychologen. Ich glaub, ich kann noch nicht in Worte fassen, was da alles besprochen wurde. Was nur angerissen werden konnte, wie ich mich dabei gefühlt habe. Mein Kopf war und ist noch total überfrachtet. Bin danach eine Stunde walken gewesen mit Musik auf den Ohren um nicht denken zu müssen.

Tag 6

(26.02.2012)

Komme soeben vom Schwimmen und bin relativ munter. Ok, das Becken ist ein Witz und mit mehr als drei Mann drin muss man echt sehen, dass man einigermaßen vorwärts kommt. Egal, es hat gut getan.
Frühstück ist heute Morgen ausgefallen. Ich hab keine Lust am Wochenende um sieben zu frühstücken. Dafür schieb ich jetzt tatsächlich ordentlich Kohldampf. Noch ne Stunde hin bis Mittag….örks.

Kann ich noch n bisschen Post erledigen. Beethoven läuft im Hintergrund und ist – wie immer – herrlich beruhigend. Ich glaub, ohne Musik würde ich hier einen Koller kriegen.

Geno hat geschrieben. Sie ist wirklich ne Liebe, aber leider völlig ge- und verstört. Da erscheint nach Jahren endlich mal – ich zitiere – der interessanteste Mann des Universums und sie macht den Turnschuh. Von Steffi leider noch nichts heute. Kommt hoffentlich noch. Sie fehlt mir ganz schön doll. Mit Tränen der Freude denke ich an ihre Bemerkung kurz vor meiner Abfahrt. „Denk dran, hol dir n neue Prepaid Handy und Kondome.“ Sie ist hoffnungslos optimistisch und leider total verwirrt!

War vorhin spazieren. Saukalt war’s, aber hat schön den Kopf frei gepustet. Ich hab viele Fotos gemacht und mir ein paar Strecken zum Walken angesehen.

Toni hat für heute nach dem Abendessen zum Powow im „Wohnzimmer“ gebeten. Ist wohl ziemlich angepisst, dass vereinzelte Leute ihr Geschirr und ganz generell ihren Krempel nicht wegräumen. Leider habe ich mich beim Abendessen mit Jürgen verplaudert und konnte an der Besprechung nicht teilnehmen. Wobei ich mich sowieso nicht angesprochen fühle.